Warum werden die Standorte Lerbeck und Eisbergen auf 50 Jahre ausgelegt sein?

Warum werden die Standorte Lerbeck und Eisbergen nach Umsetzung der Ratsbeschlüsse auf 50 Jahre ausgelegt sein und warum wird sich bei Umsetzung der Pläne der „Initiative Schulerhalt“ die Lebensdauer der Schulstandorte nur um maximal 15 Jahre erhöhen?
Um das zu beantworten muss man die drei wesentlichen wertbestimmenden Merkmale eines jeden Gebäudes betrachten:

  1. den bautechnischen Zustand,
  2. den wirtschaftlich/funktionalen Zustand,
  3. den Zustand der Nachfragesituation,

Der Standort Kleinenbremen bleibt, anders als von der Initiative immer wieder falsch behauptet, ERHALTEN.
Deswegen wird hier darauf auch nicht weiter eingegangen. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar was für Ziele dieser Teil der Initiative eigentlich verfolgt.

1. bautechnische Überalterung:

Die Sanierungsvorschläge des Ratsbeschlusses für Eisbergen und Lerbeck gehen aus verschiedenen Gründen weit über das von der BI vorgesehene Maß hinaus. Das klingt erst mal widersprüchlich, da Sanierung doch gleich Sanierung sein muss.
Bei den Planungsansätzen die dem Ratsbeschluss zugrunde liegen ist aber im Falle von Eisbergen ein großer Teil als Neubau geplant und im Falle von Lerbeck ist eine Kernsanierung (eine Sanierung bis auf die Grundkonstruktion) unumgänglich.
Für das Gebäude in Lerbeck reicht es nicht aus nur einen Fahrstuhl einzubauen, Fenster auszutauschen und die Toiletten zu sanieren. Der Standort Lerbeck muss also für eine Nutzung komplett neu aufgebaut und bis auf die tragenden Teile vollständig erneuert werden. Es ist die gesamte Gebäudestruktur bis auf die statisch tragenden Teile betroffen.

Eisbergen wird erheblich erweitert und diese Erweiterungen sind natürlich Neubauten. Dadurch werden natürlich die bautechnischen Gegebenheiten des gesamten Schulgebäudes wesentlich verbessert. Zusätzlich wird in Eisbergen eine Sporthalle komplette neu gebaut.
Diese Neubauten werden natürlich nicht auf 15 Jahre ausgelegt wie bei einfachen Sanierungen üblich, sondern sie werden auf einen Abschreibungszeitraum von 50 Jahren und eine technische Gebäudenutzungsdauer von 80 Jahren ausgelegt.
Durch den wesentlichen Neubauanteil in Eisbergen und die Kernsanierung des Gebäudes in Lerbeck steigt die Lebens- und Nutzungsdauer aus bautechnischer Sicht wieder auf ca. 50 Jahre an.
Die Sanierungsmaßnahmen aus den Vorschlägen der Initiative hingegen verlängern die Nutzungsdauer um evtl. 15-20 Jahre, da sie weder einen Neubauanteil enthalten (Zur Erinnerung: Es ist ja gerade das erklärte Ziel der BI, alle Gebäude so wie sie sind in Standort und Struktur zu erhalten)
Es handelt sich also weder bei den Schulgebäuden in Neesen und Veltheim um Kernsanierungen noch handelt es sich bei den Sporthallen in Veltheim und Eisbergen nach den Plänen der BI um Neubauten.

2. wirtschaftlich/funktionale Überalterung:

Die BI wünscht sich die Sanierung aller alten Standorte. Hierbei kann und wird die funktionale Alterung natürlich nicht behoben. Funktionale Alterung bedeutet, das die Gebäude in ihrem Zuschnitt und ihren Funktionseinheiten nicht den modernen Gegebenheiten entsprechen. Wertermittler sprechen hier auch von einer „wirtschaftlichen Überalterung“. Von einer wirtschaftlichen Überalterung spricht man zum Beispiel wenn eine Lagerhalle zwar bautechnisch wie neu ist, ihr Zuschnitt durch viele Stützen und eine zu geringe Höhe jedoch einer modernen Lagerhaltung gegenüber nicht mehr gerecht wird. Eine solche Halle wird abgerissen und ersetzt werden müssen trotz ihres bautechnisch einwandfreien Zustandes.
Ganz ähnlich verhält es sich in Neesen. Die Schule weist mehrere unterschiedliche Ebenen auf, sogenannte Split-level. Die Geschosse sind hierbei untereinander noch einmal versetzt. Eine Inklusion ist damit zwar möglich (Auch in der wirtschaftlich überalterten Lagerhalle ist eine Lagerung prinzipiell möglich) jedoch nicht sinnvoll. Weiterhin ist der Grundrisszuschnitt der Neeser Schule sehr verschachtelt.
Der Standort Lerbeck kann demgegenüber jedoch modernen Ansprüchen ohne weiteres genügen. Das Schulgebäude weist nach der Kernsanierung aufgrund seines klaren und strukturierten Tragwerkes eine geringe funktionale Überalterung auf.
Funktionale Lebensdauer des Standortes Lerbeck: ca. 50 Jahre
Funktionale Lebensdauer des Standortes Neesen: ca. 15 Jahre

Für den Standort Eisbergen und Veltheim gilt das selbe. Da die BI keinerlei Neubau- oder Kernsanierungsanteil vorsieht werden die Gebäude auch nicht den modernen funktionalen Gegebenheiten entsprechend verändert. Für die Sporthallen gilt das ganz besonders.
(Zur Erinnerung: Es ist ja gerade das erklärte Ziel der BI, alle Gebäude so wie sie sind in Standort und Struktur zu erhalten)

3. Fehlende Nachfrage:

Ein Gebäude ist nicht nur von ihrem bautechnischen und funktionalen Zustand aus zu betrachten, es ist auch die Nachfragesituation zu betrachten.
Was nützt einem das schönste, neue und funktionierende Gebäude, wenn es niemand oder zu wenige nutzen wollen oder können.
Dieser Punkt betrifft vor allem Eisbergen und Veltheim. Die Schüler und Geburtenzahlen steigen in Porta in den nächsten 7 Jahren leicht an. Für die Stadtteile Lohfeld, Eisbergen und Veltheim trifft das jedoch überhaupt nicht zu:
Veltheim wird, wie aus den Zahlen der Geburten der Jahre 2015 und 2017 hervorgeht mit hoher Wahrscheinlichkeit um 2021 bis 2023 geschlossen werden müssen.
Die Geburtenzahlen der einzelnen Stadtteile wurden in der Beschlussvorlage zum Neubau eine Kindertageseinrichtung in Hausberge gerade veröffentlicht:

Stadtraum 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Eisbergen 34 28 30 14 34 22
Lohfeld 10 15 4 12 16 8
Veltheim 21 20 33 16 24 14
Summe 65 63 67 42 74 44

Die Verlierer der Entwicklung in Porta sind dabei :

  • Lohfeld (-16,6 %),
  • Möllbergen (-5,2 %),
  • Nammen (-1,8 %),
  • Veltheim  (-9,2 %),
  • Vennebeck (-6,6 %)

Gewinner unter Durchschnitt:

  • Eisbergen (+3,2 %)
  • Hausberge (+8,7 %),

Geht man davon aus, das noch jeweils Kinder zu konfessionsgebundenen Schulen gehen werden wird klar, das 2021 oder 2023 mit dem Standort Veltheim Schluss ist.
Die Lebensdauer EINES Standortes in Eisbergen für Veltheim und Lohfeld ist also erheblich höher gegenüber den Sanierungsphantasien der Initiative. Wir gehen von einer Nachfragedauer von insgesamt 50 Jahren für einen einzelnen Standort aus, die Initiative geht von 15 Jahren Nachfragedauer für Veltheim und Eisbergen aus. Wir meinen, dass schon in den nächsten 3 bis 5 Jahren der Standort Veltheim zwangsweise geschlossen werden muss. Schlimmstenfalls passiert das also schon kurz nach der Bauphase.
Die Folge:
Die Lebensdauer aufgrund von Nachfrage des Einzelstandortes Eisbergen beträgt ca. 50 Jahre
Die Lebensdauer aufgrund von Nachfrage des Kleinststandortes Veltheim beträgt ca. 3-5 Jahre

Fazit

Alle drei hier aufgeführten Gründe sprechen dafür, das die Planungen des Ratsbeschlusses auf einen weit längeren Zeitraum ausgelegt sind als die der Erhaltungs-Initiative.
Der Hinweis der Initiative, kein privater Bauherr würde jemals in Zeiträumen von 50 Jahren denken zeugt entweder von sehr geringem wirtschaftlichem Sachverstand, denn im gewerblichen Bereich wird sehr wohl in diesen Zeiträumen gedacht, oder es sprechen aus Sicht der treibenden Personen der Initiative andere Gründe für ihr wirtschaftlich und städtebaulich unsinniges Begehren.
Wirklich unsinnig wird es beim Standort Kleinenbremen. Der bleibt auch nach dem Ratsbeschluss, anders als von der Initiative immer wieder falsch behauptet, erhalten. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar was für Ziele die Initiative eigentlich verfolgt.
Was immer die Initiative für Gründe hat, diese Gründe stehen auf jeden Fall gegen eine gute Bildungsmöglichkeit unserer Kinder.

Korrektur:
Tatsächlich war mir als Autor in dem Artikel ein Fehler unterlaufen: Es sind in Lerbeck und nicht in Neesen zwei Fahrstühle vorgesehen.
Der Fehler ist korrigiert. Die Tatsache ändert jedoch nichts an der Aussage des Artikels.

Anders als die BI, die lange wieder besseren Wissens behauptet hat, das der Standort Kleinenbremen geschlossen wird und dies unter anderen Vorzeichen noch immer behauptet, sind wir in der Lage Fehler zu korrigieren.

Gunnar Kullik

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